
Herbert Endrussat – Mittelläufer aus Berlin, Jura-Studium in Greifswald und führende Spielerpersönlickeit des GSC in den 30er Jahren
Teil II – Die Gauliga gastiert in Greifswald
Mit der Machtübernahme durch Adolf Hitler wurde auch der deutsche Ligafußball reformiert. Deutschland wurde in 16 Gaue aufgeteilt, wobei in jeder Gau die ehemalige Oberliga durch die neue 1. Liga, die Gauliga ersetzt wurde. Die Meister der jeweiligen Gauligen spielten dann in Gruppen mit je vier Mannschaften die Teilnehmer zur Endrunde um die deutsche Meisterschaft aus. Unterhalb der Gauliga existierte dann die Bezirksliga und unter dieser wiederum die Kreisliga. In der Gauliga Pommern West gingen in der Saison 1933/34 folgende Mannschaften an den Start: Victoria Stralsund, Greifswalder SC, PSV Stettin, Preußen Stettin, VfL Stettin, VfB Stettin sowie der Stettiner SC. Auf Befehl vom Gauführer Borchert musste jeder Verein nun auch nach dem „Führerprinzip“ geleitet werden. Statt des Vereinsvorsitzenden gabs nun den Vereinsführer. Die Politik wurde somit auch auf den Sport übertragen. In der Bezirksliga Vorpommern startete ein neuer Greifswalder Verein. Das hiesige Bataillon gründete den Militärsportverein „Graf Schwerin“. Neben der Fußballmannschaft stellte Graf Schwerin noch Boxer und Leichtathleten. Das Potential dieser Mannschaft schwankte mit dem Niveau der rekrutierten Soldaten. Das erste Achtungszeichen setzte „Graf Schwerin“ im Herbst als die Soldaten beim Freundschaftsspiel „Im Dienst der Winterhilfe“ die GSC-Gauliga Truppe mit 5:2 abfertigte. Die Greifswalder Zeitung schrieb sogar, dass die Soldaten nun die Führung im Greifswalder Fußballsport übernommen hätten. Zum Glück trat diese Entwicklung aber nie ein. Doch was geschah mit dem wahren Ortsrivalen? Die Preußen wurden in die Kreisliga zurückgestuft und konnten nie wieder an die Erfolge früherer Spielzeiten anknüpfen. Das Greifswalder Publikum musste so bedauerlicherweise auf dieses Lokal-Derby verzichten. Mit dem Soldatenteam waren Streitigkeiten, wie in früheren Zeiten mit den Adlerträgern, nahezu undenkbar. Zu groß war der Einfluss des Militärs in dieser Zeit. Der Start in die Neue Welt des Erstligafußballs verlief für die Rothosen alles andere als glücklich. Dabei sah es zu Beginn am 3. September 1933 gar nicht einmal schlecht aus: Im Heimspiel gegen den VfL verlor der GSC nur knapp 3:4. Was folgte waren aber drei Klatschen in Folge gegen andere Stettiner Teams, so dass das Spiel bei Victoria schon Endspielcharakter besaß. Da es nur einen Absteiger aus der Gauliga geben sollte, war nur eine Frage zu beantworten: Greifswald oder Stralsund? Stralsund, das auch noch punktlos war (und in der ganzen Saison nur zwei Punkte am grünen Tisch gewann), musste sich aber den überlegenden Greifswalder geschlagen geben. 3x Bahls und einmal Jasmund fuhren die halbe Miete zum Klassenerhalt ein. Mit neuem Selbstbewusstsein fuhren die Rothosen nun zu den Spielen nach Stettin. Zwar wurde das erste Spiel beim VfL noch mit 2:3 verloren, aber nur eine Woche später am 3. Dezember folgte der erste Sieg gegen eine Stettiner Mannschaft. Im Preußenstadion schoss die Greifswalder die Stettiner Preußen mit 9:3 ab. Jasmund mit 5 Toren sollte einen vorläufigen Rekord, für einen Spieler mit den meisten Toren in einem Spiel, beim GSC aufstellen. Das letzte Pflichtspiel im Jahre 1933 verlor der GSC aber auf schneebedecktem Boden in der heimischen Kampfbahn. Die Stettiner Polizisten waren einfach routinierter und Spielstärker und gewannen verdient mit 6:1. Das neue Jahr begann verheißungsvoll: 7 Treffer steuerte „Jack“ Jasmund zum 9:2 über die nur mit 10 Mann angetretene Victoria aus Stralsund bei. Ein Rekord der bis heute Bestand hat. Doch nur zwei Spieltage später folgte ein negativer Rekord. Mit sage und schreibe 0:9 wurde in Greifswald gegen den späteren Meister, dem SSC verloren. Aber das war egal, denn mit 7 Punkten konnte die Klasse gehalten werden und ein weitere Saison Erstligafußball stand bevor. Zur Vorbereitung zur Pokalrunde schlug der GSC die Preußen aus Greifswald mit 10:1. Doch die Pokalrunde des Bezirk Vorpommern-Rügens sollte nicht so einfach von statten gehen: In der ersten Runde ging es gegen „Graf Schwerin“. Der GSC nutzte die Chance zur Revanche und gewann mit 5:3. Mit Siegen über Richtenberg und Garz qualifizierte sich der GSC zur Endrunde von ganz Pommern. Den freien Monat vor der nächsten Pokalrunde wurde für traditionelle Städtespiele genutzt. Vor 1.500 Zuschauern wurde zunächst mit 9 Mann vom GSC, Stralsund nach einem 0:2 Rückstand, noch mit 7:2 nach Hause geschickt. Einen Monat später kam die Stettiner Stadtauswahl, wenn auch nicht mit der bestmöglichen Aufstellung, in die Greifswalder Kampfbahn. Die 1.200 Zuschauer sahen eine gute Greifswalder Elf mit einem herausragenden Liebenow. Der „blonde Emil“, einer von 7 Rothosen in der Stadtauswahl, führte unsere Stadt zu einem niemals möglich gehaltenen 4:3 Erfolg. Mit dem Selbstbewusstsein aus diesem Spiel fuhren die „Greifen“ zum Pokalauswärtsspiel nach Stettin. Und siehe da, auch der VfL konnte das Stürmerduo Bahls/ Jasmund nicht stoppen und verlor 3:7. In der Pokal-Schlussrunde der Gau Pommern-West traf der GSC überraschend auf die Stralsunder Concordia. Aber auch diese Runde wurde gemeistert, so dass in das Halbfinal des Pommerschen Pokal eingezogen werden konnte. Das Losglück meinte es gut und der GSC bekam ein Heimspiel gegen Kolberg 1910. Kolberg, die unter anderen den SSC aus dem Pokal warfen, fanden aber in Bahls ihren Meister. Mit seinen 5 Toren zeigte er den 400 zahlenden Zuschauer seine ganze Klasse. Nun war der GSC dort angelangt, wo niemand die Rothosen erwartet hätte. Die Rothosen standen im Endspiel um das von der pommerschen Zeitung gestifteten Silberschild. Aber wie so oft in der Historie des Greifswalder Sportclubs gelang nicht der große Coup. Der Endspiel-Gegner war niemand geringeres als Victoria Stolp, der amtierende Pommernmeister und die Übermannschaft der Gau Pommern-Ost. Das Endspiel sollte zunächst in Stolp stattfinden, wurde dann aber zweimal abgesagt. Als nächster Austragungsort war Stettin vorgesehen, aber es musste wieder abgesagt werden. Schließlich einigten sich beide Vereine auf den 22. Dezember 1935 (also knapp anderthalb Jahre später) und den Spielort Greifswald. Zu diesem Zeitpunkt war der GSC ungeschlagener Tabellenführer der Gauliga Pommern-West und Stolp derselbe der Gauliga Ost. Das Endspiel musste aber nach DFB-Bestimmungen bis zum 31. Dezember 1935 über die Bühne gehen, da ab 1936 nur noch der „Tschammerpokal“ reichsweit ausgespielt werden sollte. Das Endspiel wurde am 22. Dezember wieder ohne erkenntlichen Grund abgesagt und nie ausgetragen.
So ging der GSC als Pokalfinalist in seine zweite Gauligasaison. Dass das Endspiel nie ausgetragen werden würde, ahnten die Spieler zu diesem Zeitpunkt ja nicht und so machten sich die Greifswalder voller Selbstvertrauen an die Aufgabe „Klassenerhalt“. Da durch Stralsunds Abstieg Comet Stettin in die Gauliga aufgestiegen war, war der GSC das einzige Team, das nicht in Stettin heimisch war. In der zweiten Saison konnte sich die Greifswalder sogar steigern und wurden fünfter und platzierten sich damit vor Comet und dem VfL. Hierbei konnten einige Überraschungserfolge verbucht werden: gegen den späteren Vizemeister PSV Stettin wurde mit 1:0 gewonnen und gegen den späteren Meister, dem SSC holte konnte ein achtbares 1:1 eingefahren werden. Mit dem Sportsfreund Krohn wechselte erstmals ein Spieler aus Stettin nach Greifswald. Zunächst als Rechtsaußen spielend, fand er später seine Idealposition als linker Verteidiger. Die Pokalserie war in der Spielzeit 34/35 jedoch recht schnell beendet. Schon in der ersten Runde folgte das Aus gegen den Stettiner Bezirksligisten Nordring. In der Vorbereitung zur neuen Saison veranstaltete der GSC erstmals sein eigenes Turnier. In der A-Klasse gingen der GSC, Saßnitz, Germania Stralsund, Preußen Greifswald und „Graf Schwerin“ an den Start. Ohne große Probleme zog der GSC ins Endspiel ein. Mit einem 7:1 gegen die Preußen wurde das eigene Turnier gewonnen. Meyer wurde ab der Saison 35/36 als Torwart von der „Allzweckwaffe“ Grube ersetzt. Grube spielte schon als Mittelläufer und Verteidiger. Der GSC spielte nun schon das dritte Jahr erstklassig, die Gegner waren außer des SC Blücher Gollnow dieselben und fast Routine. Das Unentschieden beim VfB im ersten Spiel, ging in der Presse fast unter, da es wohl nun schon normal war, nicht immer mit einer Niederlage aus Stettin nach Greifswald zu kommen. Am 20. Oktober 1936 passierte aber sonderbares. Der Vorjahresmeister aus Stettin, der SSC empfing den GSC und ging auch prompt in Führung. Die Rothosen kamen aber durch Bahls zurück ins Spiel und schaukelten das Unentschieden sogar in Unterzahl nach Hause. Die Stettiner Presse, die das noch als Eintagsfliege bezeichnete, sah sich nach dem nächsten Spieltag aber in seiner Behauptung getäuscht. Durch unter anderen vier Treffer von „Jack“ Jasmund wurde der Neuling SC Blücher Gollnow mit 5:1 nach Hause geschickt. Ungeschlagen erfolgte daher die Anreise zum VfL und auch dort gewannen die Rothosen locker mit 4:1. Als ungeschlagener Tabellenzweiter empfingen die Rothosen den Tabellenführer Preußen Stettin. „GSC überrennt Stettin glatt mit 6:0“ titelte die Greifswalder Zeitung am darauffolgenden Tag. Durch die erfolgreichen Spiele wuchs nun auch das Zuschauerinteresse in der Hansestadt. Was den 800 Zuschauer im Spiel gegen Preußen Stettin geboten wurde, konnte als Werbung für den Fußballsport bezeichnet werden. Angetrieben von Hupen und den „HA-HO-HE – GREIFSWALDER SC“ Schlachtrufen der Fans, spielte sich der GSC in einen Rausch. Die Greifswalder Manndecker waren fast ohne Arbeit da die Abteilung Sturm das Preußen-Tor komplett belagerte. Mit 9:1 Ecken und einen schmeichelhaften 0:0 ging’s in die Kabinen. Die Rothosen machten aber da weiter, wo sie aufhörten, und schossen die Stettiner wortwörtlich aus der Kampfbahn. Nun war der GSC erstmals Tabellenführer und die Greifswalder Zeitung schrieb zum ersten Mal von der möglichen Meisterschaft. Eine Woche später kam der Angstgegner in die Kampfbahn. Aber auch die Polizisten vom PSV wurden nach einer überragenden Leistung von Endrussat mit 5:2 nach Hause geschickt. Greifswald befiel nun das Fußballfieber. Der Showdown stand nur eine Woche später an. Mit dem Stettiner SC kam der bisherige ungeschlagene Tabellenzweiter nach Greifswald. Vor 1.000 Zuschauer boten die Rothosen in der ersten Halbzeit eine Galavorstellung und führten schnell mit 2:0. Doch in der zweiten Hälfte vergab der GSC die große Chance einer Vorentscheidung um die Meisterschaft; 2:2 hieß es am Ende.
Durch einen sicheren Sieg über den VfL wartete die Greifswalder Fußballgemeinde auf das letzte Highlight des Erfolgreichen Jahres 1935. Endlich sollte das Cup-Endspiel von 1934 stattfinden, aber darauf warten die Fußballfreunde in Greifswald bis heute. So ging’s ohne Titel ins Jahr 1936. Der Spielplan sah vor, dass die Rothosen auswärts beim PSV antreten mussten. Für die Polizisten war es die letzte kleine Chance auf die Meisterschaft, die Rothosen wiederum konnten sich weiter absetzen. Da der GSC nicht ganz ohne Unterstützung auskommen wollte bot man den Fans an, im Mannschaftsbus mit nach Stettin zu fahren. Dumm für die Mannschaft, dass das Interesse so groß war, dass sich zu viele Fans meldeten. So fuhren die Fans im Bus, während das Team die viel längere Reise mit dem Zug auf sich nehmen musste. An diesen kalten Januartag drängten sich, für die pommersche Gauliga, unglaubliche 2.500 Zuschauer in die Hakenterrasse an der Falkenwalder Straße in Stettin. Angetrieben von den Zuschauermassen schossen die Starspieler des PSV: Pfeisser und Bilecke, den GSC fast im Alleingang ab. Nach dieser derben 1:5 Niederlage waren die Spieler moralisch angeschlagen. Da der SSC bei Punktgleichheit nur noch 2, der GSC aber noch 3 Spiele zu absolvieren hatte, sprach nun wieder alles für die Stettiner. Der GSC führte aber mit einem hundertstel in der Tordifferenz und hätte mit 3 Siegen trotzdem noch Meister werden können. Durch eine völlig unnötige Niederlage beim SC Blücher Gollnow vergab die Greifswalder auch den zweiten Matchball. Das dieser Heimsieg von Gollnow ihr einziger in der ganzen Saison war, lässt umso mehr erahnen, welche Chance Greifswald vergab. Durch einen 3:0 Erfolg über die Preußen warteten die Rothosen aber die theoretische Chance auf die Meisterschaft. Am letzten Spieltag musste der SSC gegen die Preußen antreten, während der GSC Heimrecht gegen den VfB Stettin besaß. Der GSC sah seine einzige Chance in der Verbesserung der Tordifferenz und so wurde folgerichtig früh attackiert. Mit dem damaligen Rekordergebnis von 13:1(!) schlugen die „Greifen“ den VfB. Durch den gleichzeitigen Sieg des SSC hatte man zwar das bessere Torverhältnis aber 2 Minuspunkte mehr auf dem Konto. Der Frust saß tief, woraufhin der Verteidiger, der „blonde Emil“ Liebenow seine Schuhe an den Nagel hängen wollte. Glücklicherweise konnte er aber überzeugt werden, weiterzumachen. In der ersten Zwischenrunde des Tschammer-Pokals traf der GSC auf den neuen Gauliga-Meister den Stettiner SC. Und die Rothosen zeigten ihren 1.000 Zuschauern, wer die wahre Nummer 1 in Pommern war: Mit 7:2 wurden die Stettiner auf die weite Heimreise geschickt. Nun war es endlich wieder so weit, denn der GSC konnte sich in der zweiten Zwischenrunde mit einer Berliner Mannschaft messen. Gegner war der Berliner Gauligist „Wacker 04 Berlin“. Gegen Wacker lief dann der GSC zum zweiten Mal mit einem neuen Mittelläufer auf. Nach der verpassten Meisterschaft kam Kritik an Herbert Endrussat auf, aber auch sein politisches Verhalten schien nicht allen zu gefallen. Hinz hieß der neue Mann in der Schaltzentrale des Greifswalder Mittelfeldes. Ein aus Stettin stammender Student der zudem SA-Sturmführer war sollte die Rothosen zu neuen Erfolgen führen. „Ente“ Endrussat wurde in den Sturm zwangsversetzt und konnte auf dieser Position auch nicht die achtbare 0:2 Niederlage verhindern. Immerhin sollte Wacker noch bis ins Achtelfinale des Wettbewerbs vorstoßen.
Die neue Saison stellte den GSC vor zwei Probleme: Der Gauleiter wollte eine sportliche Verbesserung der Gauliga Pommern erzielen und beschloss ab dem Spieljahr 37/38 die Staffel Ost und West zu einer einzigen Liga mit 10 Vereinen zusammenzuschließen. Diese Idee brachte dem Gauleiter aber auch viel Kritik ein. Die sportliche Verbesserung der Teams war nicht anzuzweifeln, aber man musste auch den finanziellen Aspekt beachten. Für die Stettiner Teams wäre kaum eine Veränderung eingetreten, da die Entfernungen und damit entstehenden Kosten nicht allzu grösser würden. Für die Stolper, Lauenburger und Greifswalder würde diese neue gemeinsame Liga aber eine erhebliche finanzielle Belastung werden. Fast 500 Kilometer müssten die Rothosen nach Lauenburg und umgekehrt die Lauenburger nach Greifswald reisen. In der damaligen Zeit eine große Entfernung und einmalig in ganz Fußballdeutschland. Also ergriff der Verband die Initiative und unterstützte die betreffenden Fußballteams finanziell und ermöglichte Bahnrabatte. Finanziell war diese „neue“ Gauliga Pommern gesichert, fehlte nur noch die sportliche Qualifikation. Das zweite Problem betraf somit indirekt das erste, denn Herbert Endrussat wechselte „Berufsbedingt“ zu den 07‘er nach Stralsund. Somit mussten die Rothosen, ohne den Kopf der Mannschaft, mindestens Platz 4 erreichen, um nächstes Jahr immer noch erstklassig zu sein. Die Saison war ein ständiges Auf und Ab, aber der GSC blieb immer unter den ersten drei der Tabelle. Zwar wurde zweimal gegen den späteren Meister, den Polizisten aus Stettin verloren, dafür gewannen die Greifswalder aber gegen Vorjahressieger dem SSC. Der Zuschauerschnitt stagnierte bei einem Durchschnitt von 600 pro Spiel. Aber es gab ja noch den Tschammer-Pokal. In der regionalen Vorrunde gewannen die Rothosen beim Bezirksligisten Concordia Stralsund mit 2:1. Die Hürde Reichsbann Stettin, in der ersten Zwischenrunde wurde auch noch locker genommen aber die zweite Runde bescherte nicht gerade ein Glückslos. Zwar durfte der GSC erstmals ein Pflichtspiel in Berlin bestreiten, doch der Gegner gab nicht gerade Hoffnung zum Optimismus. Die technisch beste Mannschaft Berlins, die zudem Vizemeister der Gauliga wurde (im nächsten Jahr wurden sie sogar Gauligameister) sollten die Rothosen im BSV-Stadion Schmargendorf empfangen. Außer Nationalspieler Hans Appel liefen die „Störche“ in Bestbesetzung auf. Der GSC begann voller Ehrfurcht vor dem „großen“ Gegner und lag so nach einem Missverständnis von Torwart Grube und Verteidiger Lotsch schnell mit 0:1 hinten. Im Gegenzug zeigten die Greifen, dass sie auch Fußballspielen können. Nur durch ein klares Handspiel konnte einer Berliner Abwehrspieler ein Tor verhindern, doch anstatt auf Elfmeter zu entscheiden, ließ der Unparteiische weiterspielen. Wer nun glaubte die Greifswalder stecken nun den Kopf in den Sand sah sich getäuscht. Denn die Rothosen spielten weiter frech nach vorne und erspielten sich Ecke um Ecke, Reino Järvinen, ein Finne in den Diensten der Greifswalder Mannschaft, traf nur die Latte. Das Tor hingegen machten die „Störche“. Kurz vor der Halbzeit nahm Reitz die Hand zur Hilfe und es stand 0:2. In der zweiten Hälfte dominierten anfangs die Rothosen aber nach dem 0:3 in der 60. Minute war die Konzentration weg und die Luft aus dem Spiel. Die Berliner hatten nun leichtes Spiel und gewannen am Ende klar und deutlich mit 8:0. Der Sommer 1937 gehörte dann den Feierlichkeiten zum 25-jährigen Bestehen des Greifswalder SC von 1912. Zu den Jubiläumsspielen wurden drei Meister eingeladen. Der Meister der Kreisklasse und spätere Gauliga-Meister LSV Pütnitz, dazu der Bezirksligameister „Graf Schwerin“ Greifswald und der Gauligameister, der PSV Stettin. Doch ausgerechnet der Ortsrivale gewann dieses Turnier.
In der neuen zusammengelegten Gauliga gab es noch mehr Veränderungen für die Greifswalder. Herbert Endrussat kehrte zum GSC zurück und wurde Spielertrainer bei den Rothosen. Den Vereinsführern war wohl aufgefallen, dass ein SA-Sturmführer allein nicht das Greifswalder Spiel lenken und dirigieren konnte. Zudem erließ der pommersche Fußballverband eine Verordnung, dass das Publikum während(!) des Spiels nicht mehr das Tor belagern dürfte. Dies war in der Vergangenheit des Öfteren in Greifswald der Fall. Der Start in die neue Saison verlief dann sogar glänzend. Mit nur zehn Spielern angetreten, schlugen die Greifswalder die Preußen aus Stettin und holte mit der, laut Greifswalder Zeitung, „Besten Abwehrleistung einer Greifswalder Mannschaft“, einen Punkt bei dem Heimstarken Team aus Pommerensdorf. Nach einer vermeidbaren Niederlage in Lauenburg gastierte endlich der Endspiel-Gegner vom Pommernpokalfinale 1934, Victoria Stolp in Greifswald. 1.000 Zuschauer, darunter der Oberbürgermeister und Politikgrößen aus Pommern, wollten sehen wie die Rothosen die Sensation schaffen und den Pommernmeister schlagen. Der GSC erspielte sich die besseren Chancen und ging nach einem verwandelten Elfmeter durch Jasmund verdient mit 1:0 in Führung. Nur Minuten später hatte Wickleder die große Chance alles klarzumachen, aber er verpasste das sichere 2:0, als er einen Meter vor dem leeren Tor stehend, neben den Pfosten schoss. Ein paar Minuten später schossen die Stolper das 1:1 was dann auch den Endstand bedeutete. Trotzdem glaubten die Rothosen nun an die Chance oben in der Tabelle mitspielen zu können. So fuhr die Mannschaft und die Fans voller Selbstbewusstsein mit dem Zug zum Spiel beim Stettiner SC. Die Greifen spielten völlig unter Niveau und verloren mit 0:10! Am Sonntag, dem 7. November sollte dann das erste Gauligapflichtspiel zwischen dem Soldaten von Graf Schwerin und den Rothosen stattfinden. Der GSC gewann vor 800 Zuschauern überlegen mit 4:0. Dieses Heimspiel war der Auftakt zu fünf Heimspielen in Folge. Der GSC wollte sich in diesen Spielen natürlich ein Punktepolster für den Abstiegskampf besorgen. Nach einem Sieg und einer Niederlage wurde der Meisterschaftsanwärter Pommerensdorf begrüßt. Trotz einer 1:0 Führung verloren die Greifen das Spiel noch mit 1:2. Wäre alles nicht so schlimm gewesen hätte der Unparteiische nicht 4 Minuten zu früh abgepfiffen. Das Greifswalder Publikum dankte es dem Schiedsrichter mit verbalen und non-verbalen Übergriffen. Zum letzten Heimspiel im Jahre 1937 empfing der GSC dann die Militärmannschaft aus Neustettin. Nachdem diese schon nach einer halben Stunde mit 1:4 in Rückstand lagen, glaubten sie das Spiel nur noch durch körperliche Härte gewinnen zu können. Es folgten eine Rote Karte in der ersten Halbzeit und ein früheres Abpfeifen des Schiedsrichters. Durch diese Maßnahme wollte Schiedsrichter Schuldt nach eigener Aussage die Rothosen vor körperlichen Schaden Schützen. Nachdem die Neustettiner in der 2. Halbzeitmit 1:9 hinten lagen liefen einige Neustettiner Spieler Amok mit dem einzigen Ziel einen Greifswalder zu verletzten. Das letzte Auswärtsspiel führte den GSC zum bis zum damaligen Zeitpunkt ungeschlagenen Pommernmeister Victoria Stolp. Auf dem Elysium in Stolp gewann der Underdog aus Greifswald mit einer „Glanzleistung der Taktik und des Mannschaftsgeistes“ völlig verdient mit 3:2. Vor 1.000 Zuschauern musste der GSC zwar auf Lotsch und Hinz verzichten hatte aber den Wettergott auf seiner Seite. Auf dem Schneebedeckten Boden hatten die Rothosen Vorteile da nur Jasmund und Endrussat etwas „fülliger“ waren. In der ersten 10 Minuten entwickelte Victoria einen großen Druck aufs Greifswalder Tor aber Bölzke im Tor und Endrussat zwischen seinen Verteidigern wehrten alles ab. Mit seinem ersten Angriff, abgeschlossen durch eine 20 Meter „Bombe“ von Jasmund erzielte der GSC seinen ersten Treffer. Der Schiedsrichter annullierte aus unerfindlichem Grund jedoch diesen Treffer. Das schien jedoch neue Kräfte bei den Greifswaldern freizusetzen: Nun spielt nur noch eine Mannschaft und das war der Gast aus Greifswald. Järvinen umspielt die gesamte Abwehr und schoss zum 1:0 ein. Aber zum zweiten Mal erkannte der Schiri das Tor nicht an. Mitte der Halbzeit war es dann aber endlich so weit. Jasmund erzielt das hochverdiente 1:0. Doch gelang es den Stolper noch kurz vor der Halbzeit auszugleichen. Nach der Halbzeit begannen die Stolper wieder mit einer Druckperiode. Viele hundert Zuschauer versammelten sich nun hinter dem Tor der Rothosen und machten den Strafraum des GSC zu einem Hexenkessel. Die Mannen um Endrussat blieben aber ruhig und hielten an ihrer Spielweise fest. Trotzdem gingen die Stolper mit 2:1 in Führung, was aber nur zu Folge hatte, dass die Greifswalder nun völlig entfesselt aufspielten. Järvinen markierte den Ausgleich und in seinem ersten Spiel schoss der jüngste Ligaspieler der Greifswalder Labis das entscheidende 3:2! Die Stolper waren zum ersten Mal in der Liga geschlagen. In der Rückrunde folgten dann sechs Niederlagen in Folge unter anderem auch gegen „Graf Schwerin“. Zudem verzichteten die Greifswalder auf Anreisen zu den Spielen bei Germania Stolp und SV Preußen-Borussia Stettin. Trotz dieser Niederlagen am grünen Tisch schwebten die Greifswalder nicht in Abstiegsgefahr. In den letzten beiden saisonspielen konnten sogar noch Ausrufezeichen gesetzt werden: Zum ersten Mal gewannen die Rothosen ein Ligaspiel beim PSV Stettin und auch das letzte Heimspiel gegen den FC Pfeil Lauenburg konnte erfolgreich beendet werden.
Die Saison 38/39 sollte die letzte Saison der eingleisigen Gauliga Pommern darstellen. Die (Reise-)Kosten und Strapazen waren wohl doch zu hoch und weshalb der Gauleiter entschied, die Gauliga Pommern wieder in 2 Staffeln auszuspielen. Nach einem 3:0 Sieg im ersten Auswärtsspiel der Saison beim Aufsteiger aus Pütnitz, folgte die höchste Auswärtsniederlage aller Zeiten. Mit 1:12 verloren die Greifswalder bei Germania Stolp, konnten aber in der Folge noch eine gute Hinrunde spielen. Da auch im Jahr zuvor trotz einer schwachen Rückrunde die Klasse gehalten werden konnte, dachten sich die Rothosen eine Minimalleistung in der Rückrunde würde reichen, um auch 1939/40 erstklassig zu bleiben. Der FC Pfeil Lauenburg, der zu Beginn der Rückrunde noch mit großem Abstand zum GSC auf dem ersten Abstiegsplatz rangierte sollte keine wirkliche Gefahr darstellen. Die Rothosen, die in der gesamten Rückrunde nur vier Punkte holten freuten sich aber zu früh. Lauenburg gewann seine letzten drei Spiele und tauschte dem Abstiegsplatz mit dem Greifswalder SC. Somit war der Abstieg nach 7 Jahren Erstklassigkeit besiegelt…








